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Zum Schutze des gesummten deutschen Reiches und insbesondere
auch des preußischen Staates haben wir eine Reihe wichtiger Festungen,
wie Köln, Koblenz, Mainz, Metz, Straßburg, Rastatt, Ulm,
Ingolstadt im Westen und Suden; Königsberg, Posen, Thorn,
Danzig, Glogau, Neiße, Memel, Pillau, Kolberg, Stral-
sund, Friedrichsort, Sonderburg, Wilhelmshaven im Osten
und Norden; Spandau, Küstrin, Magdeburg mehr in der Mitte.
7. Der preußische Staat ist in 12 Provinzen eingeteilt: Ost-
preußen, Westpreußen, Posen, Schlesien, Brandenburg,
Pommern, Sachsen, Hessen-Nassau, Hannover, Schleswig-
Holstein, Westfalen und die Rh einprovinz. An der Spitze jeder
Provinz steht ein Ob erprä sident. welcher dieselbe verwaltet. Jede
Provinz zerfällt wieder in Regierungsbezirke, jeder Regierungs-
bezirk in landrätliche Kreise. An der Spitze jedes Regierungs-
bezirkes steht eine Regierung, an der Spitze des Kreises ein Land-
rat. Jeder landrätliche Kreis besteht aus kleineren Bezirken, den
Stadt- und Landgemeinden, in welchen der Bürgermeister und
der Gemeindevorstand die Verwaltungsgeschäfte führen.
An der Spitze des ganzen Staates steht der König. Er übt
die Gesetzgebung aus in Gemeinschaft mit der Landesvertretung, dem
Herrenhause und dem Hause der Abgeordneten; seine Genehmi-
gung ist zu jedem Gesetze unerläßlich. Die vollziehende Gewalt hat
der König allein. Er führt den Oberbefehl über das ganze Heer,
erklärt den Krieg und schließt Frieden. Die Gerichtsbarkeit wird
überall im Namen des Königs geführt. Er kann Strafen erlassen und
mildern.
Unter dem Könige stehen als höchste Staatsbeamte die Minister.
Jedem derselben ist ein besonderer Zweig der Staatsverwaltung über-
tragen. Der Kriegsminister sorgt für alles, was die Landmacht,
der Marineminister für das, was die Seemacht betrifft; der
Justizminister führt die Aufsicht über die Rechtspflege, der Minister
der geistlichen Angelegenheiten über die Verwaltung der Kirchen
und Schulen, der Finanzminister über die Staatseinkünfte und
Staatsschulden, der Minister des Innern über alles, was die
Wohlfahrt und Sicherheit des Staates angeht. Der Minister der
auswärtigen Angelegenheiten besorgt die Verhandlungen mit den
auswärtigen Regierungen. Der Handelsminister hat den Handel
und die Gewerbe unter sich; der Minister für die öffentlichen
Arbeiten sorgt für das Verkehrswesen, der Ackerbauminister für
das Gedeihen der Land- und Forstwirtschaft. An der Spitze des
Minifterkollegiums, welches das Staats Ministerium heißt, steht der
Ministerpräsident.
Obgleich Preußen vielen europäischen Staaten an Flächeninhalt
und Einwohnerzahl nachsteht, so ist es doch an Bedeutung eine her-
vorragende Großmacht. Es verdankt diese Stellung hauptsächlich der
9*
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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geyen; rcy yave es ja meinem Bruder Wellington versprochen wohl? Ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werden 9m9 e~ benn vorwärts. Nach 4 Uhr konnte man rum Angriff schreiten, und die Franzosen wurden besiegt.
Zweiter Pariser Frieden. Als nun die Verbündeten nach Frankreich euten und zum zweitenmale in Paris eingezogen waren, kam es abermals zum Frieden. Napoleon wurde abgesetzt mid nach der Insel St. Helena verbannt. An Preußen fielen die Länder zwischen Elbe und Nhein und an-
C ^audevteile. Teilweise nach Hahn. Varnhagen und tzchmidt.
43. Iriedrich Wilhelm Iv. 1840—1861.
^ . fei” Wesen. Die Königin. Auf Friedrich Wilhelm Iii. folgte dessen eoijn Friedrich Wilhelm I\., welcher vorzügliche Kenntnisse und Geistesgaben baaß- Er zeigte große Vorliebe für Kunst und Wissenschaft, und die herrliche Jjcarientmrg an der Nogat wie der Kölner Dom Verbanken ihm die Wieber-herstellung. Elisabeth, Prinzessin von Bayern war die Gemahlin des Königs. Kinder hatte das hohe Paar nicht; barum würde des Königs Bruder Prinz Wilhelm zum Thronfolger bestimmt.
. Verfassung. Erwerbung. Im Jahre 1848 gab der König
dem oolre cme Verfassung, d. H. ein Grundgesetz, nach welchem zwei Körperschaften gebildet sind: 1) das Herrenhaus und 2) das Abgeordnetenhaus. Ersteres besteht teils ans erblichen, teils ans den vom Könige gewählten Mitgliedern. Für das Abgeordnetenhaus werden die Mitglieder (Abgeordneten) vom Volk alle drei Jahre gewählt. Beide Häuser oder Kammern bilden den
Landtag und haben Anteil an der Gefetz-rfec's». gebilug. über Krieg und Frieden entscheidet
jeboch der König allein.— Friedrich Wilhelm Iv. erwarb die beibeu Fürstentümer Hohenzollern, welche von beit baselbst regierenden Fürsten an Preußen abgetreten wurden.
Wohin der König gehört. Friedrich
» • s, J cm-,«; r Wilhelm Iv. war ein grundgütiger, durch und
ü-neiuc) um tje m . durch christlicher Mann. Sein Wahlspruch war:
„Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn bienen." Einst machte er eine Reise. In einem Torfe würde er festlich empfangen. Die Schnlkinber mit ihrem Sehrei’ begrüßten ihn, und ein kleines Mädchen sagte ihm ein Gedicht her, worüber er sich sehr_ freute. „Du hast deine Sache schön gemacht, mein Kind," sagte der hohe, freundliche Herr. „Nim will ich dir aber auch eine Frage vorlegen. Wohin gehört das?" fragte er, und zeigte dem Kinde eine Apfelsine. „In das Pflanzenreich," erwiderte schüchtern das Mädchen. „Wohin nun das?" fragte der König weiter, und zeigte auf ein Goldstück. „Ins Mineralreich," ^war die Antwort. „Wohin gehöre ich denn, mein Kind?" war die dritte Frage. Frcunblich blickte das Kind den König an und sagte: „Ins Himmelreich." — Da glänzte eine Thräne in dem Auge des Königs, nnb er l)ol> das Mägblein empor nnb küßte es.
^ Ende Friedrich Wilhelm Iv. Bis zum Jahre 1857 erfreute sich Friedrich Wilhelm Iv. einer bauerhaften Gefunbheit. Plötzlich würde er aber so krank, daß man fürchtete, er müsse sterben. Die Gefahr ging
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Helena Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_I\. Friedrich Wilhelm Elisabeth Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich
» Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Wellington Frankreich Paris Nhein
Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Die Republik Rom.
familie vor. Er forderte das Volk auf, diese gottlose Familie zu verbauuen, und das Königthum ganz abzuschaffen. Das Volk stimmte zu. Der herbeieilende König fand Roms Thore verschlossen. Unterdessen war auch das Heer unterrichtet und gewonnen, und als er zu diesem zurückkehrte, jagte es ihn auch davon. — So wurde das Königthum zu Rom abgeschafft, nachdem es 244 Jahre gedauert hatte und dafür eine Republik hergestellt.
Nach Relenbacher u a.
55. Die Republik Wom.
Junius Brutus. 509. Die Republik oder der Freistaat Rom wählte von jetzt ab aus der Mitte der Patrizier jährlich zwei Männer, welche an der Spitze des Senates das Volk regierten. Man nannte sie Consuln. Die beiden ersten waren Brutus und Collatinus, der Gemahl der Lucretia. Da aber der vertriebene König Tarquinius noch Anhänger in Rom hatte, so wurde eiue Verschwörung angezettelt, um das Königthum wieder herzustellen. Der Anschlag wurde entdeckt, und es ergab sich, daß sich auch die «Löhne des Brutus unter den Verbrechern befanden. Die Angeklagten wurden vor die Consuln geführt. Brutus Söhne weinten und konnten sich nicht rechtfertigen. Dadurch wurde die ganze Versammlung zum Mitleid bewegt.
Aber der strenge Vater sprach das Todesurtheil über sie aus. Vor seinen Augen ließ er sie mit Ruthen peitschen und enthaupten. Brutus selbst fiel bald darauf in einem Treffen gegen Tarquinius und wurde vom ganzen Volke betrauert.
Horatius Cocles. Der verbannte König Tarquinius bewegte den König Porfenna, welcher nördlich von Rom herrschte, gegen Rom vorzugehen. Schon waren die Feinde bis an die hölzerne Tiberhrücke gekommen; den Römern aber war alles daran gelegen, Zeit zu gewinnen, sie abzubrechen. Da stellte sich ein tapferer Mann, Horatius genannt, an das äußerste Ende der Brücke und vertheidigte sie muthig gegen den andringenden Feind. Die Brücke wurde indeß abgebrochen, bis auf einen einzigen Balken. Er aber blieb trotzig stehen, und vertheidigte sich hartnäckig gegen die Feinde, bis vollends das letzte Gebälk hinter ihm in den Flutz stürzte. Nun sprang er in den Strom mit den Worten: „Heiliger Fluß-
gott, nimm mich mit günstiger Welle auf", und er schwamm in voller Rüstung, von den Feinden mit einem Regen von Pfeilen verfolgt, nach dem andern Ufer und erreichte glücklich das Land. Bei seiner muthigen Gegenwehr hatte er aber eins seiner Augen verloren; daher bekam er den Namen Cocles (der Einäugige). Zur Belohnung seiner Tapferkeit wurde ihm von dem dankbaren Vaterlande eine Ehrensäule errichtet, und ein ansehnliches Geschenk an Ländereien zuerkannt.
Mucius Scävola. Porfenna setzte jetzt an einem andern Orte über die Tiber und schloß die Stadt ein. Da nahm sich Mucius, ein edler römischer Jüngling, vor, das Vaterland zu befreien. Er verkleidete sich und schlich mit einem versteckten Dolche in das feindliche Lager. Nun stieß er dem, den er für den König ansah, den Stahl in die Brust. Aber er hatte sich geirrt, und statt Porfenna, dessen Minister getöbtet. Er wurde ergriffen und vor den König gebracht. Entschlossen trat er vor ihn hin. „Hat dich auch heute mein Arm verfehlt", sprach er, „so wird dich gewiß gar bald ein anderer treffen, denn wisse, daß eine Menge römischer Jünglinge
Junius Brutus.
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Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Der nordamerikanische Bürgerkrieg. 291
herrschte. Als im October 1857 König Friedrich Wilhelm Iv. sehr krank wurde, übernahm der Prinz die Stellvertretung, damit die Regierung des Landes nicht leide. Die Krankheit des Königs zeigte sich später unheilbar, und der Prinz führte die Regentschaft unter dem Titel: „Prinz-Regent von
Preußen". Das geschah im October 1858. Bald sah man, wie gut es der neue Regent mit dem Lande meinte. Er traf Anordnungen, daß die Wehrkraft des Landes vermehrt, daß Handel und Gewerbe befördert wurde. Außerdem forderte er die Abgeordneten auf, ihm in der Sorge für das Landeswohl nach der Verfassung treu beizustehen.
Wilhelm I., König von Preußen. Am 2. Januar 1861 starb König Friedrich Wilhelm Iv., und der Prinz-Regent bestieg den königlichen Thron unter dem Namen „Wilhelm I.", weil er der erste König von Preußen ist, der Wilhelm heißt. Die Einrichtungen im Lande ließ der neue Herrscher fast so bestehen, wie sein hochseliger Vater und sein Bruder sie angeordnet hatten. Das, was besser sein konnte, änderte er um.
Mordanfall. Entsetzen und Entrüstung ging durch unser ganzes Vaterland, als man hörte, daß ein junger, verruchter Mensch, Namens Becker, nach dem Könige, welcher in Baden-Baden das Bad gebrauchte, mit einer Pistole geschossen habe. Die Kugel hatte dem Könige die Halsbinde zerrissen und oben den Hals gestreift. Der Mörder wurde gleich ergriffen, und die Gerichte haben ihn zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtheilt.
Am 18. October 1861 fand die feierliche Krönung zu Königsberg statt.
Theilweise nach Vormbaum.
179. Der nordamerikanische Bürgerkrieg. 1861—1865.
Aushebung der Sklaverei. Im Süden der nordamerikanischen Freistaaten bestand ehemals die Sklaverei und der afrikanische Sklavenhandel. Um die Sklavenfrage entbrannte im Jahre 1861 ein furchtbarer Bürgerkrieg zwischen den Nord-itttb Südstaaten oder den Staaten mit und ohne Sklaverei. _ Die Südstaaten bildeten eine eigene Konföderation (Staatenbund) und erklärten sich für Beibehaltung der Sklaverei. Sie errichteten eine einstweilige Regierung, wählten den bisherigen Kriegsminister Jeffersondavis zu ihrem Präsibeuten und Richmond in Virginien zur Hauptstadt des neuen Bundes. Die Präsidentschaft der Union ging 1861 in die Hand des Abraham Lincoln über. Von beiden Seiten bot man alle Kraft für den Krieg auf, und Schaaren von Freiwilligen eilten zu deu Fahnen. Der Krieg, ein wahrer Riesenkampf, zog sich unter ungeheuern Verlusten auf beiden Seiten bis 1865 fort. Er endigte mit dem Siege der Rorbstaaten, und der Aufhebung der Sklaverei auf dem ganzen Gebiete der vereinigten Staaten, nachdem er eine Million Streiter weggerafft hatte.
Abraham Lincoln, (1809) im Staate Kentucky geboren, verlor im Alter von sieben Jahren seinen Vater, einen einfachen Lanbrnann, der mehrere Kinder und fein Vermögen hinterließ. Seine Familie zog nach Jnbiana, wo Lincoln bei sehr bürstigem Schulunterrichte erst das Vieh hütete, dann Lehrling in einer Maschinenfabrik ward und darnach auf Dampfschiffen und Eisenbahnen arbeitete. Später wanderte er (1830) nach Jlinois ans, wo er auf einem Landgute Springfield für Tagelohn arbeitete nnb unablässig bemüht war, seine vernachlässigte Schnlbilbnng zu ergänzen. Hierauf würde er Gehülfe in einem Hanbels-geschäfte, trat alsbann in ein Korps Freiwilliger nnb zeichnete sich in der Grenz-vertheibigung gegen räuberische Jndiauerftänmie so aus, daß ihn seine Kameraben zu ihrem Führer wählten. Er hatte sich inzwischen eine so genaue Kenntniß der norbamerikanischen Gesetze, insbesonbere der Verhältnisse von Jlinois erworben, daß er (1836) als Anwalt vor Gericht auftreten konnte, und in die gesetzgebende Versammlung seines Staates gewählt würde. Darauf trat er (1846) in das Repräsentantenhaus ein und zog von jetzt an die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich. Besonnenheit und Mäßigung bei aller Entschiebenheit seiner Grunbsähe zeichneten Lincoln aus- Durch seinen Widerstand gegen die von den Sübstaaten beabsichtigten
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv. Wilhelm Namens_Becker Jeffersondavis Abraham Abraham_Lincoln Abraham
Extrahierte Ortsnamen: Baden-Baden Königsberg Richmond Kentucky Jnbiana Jlinois Springfield
Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
König Friedrich Wilhelm Iv-
287
aber den Aufrühren: nicht gedient. Ludwig Philipp mußte aus dem Lande fliehen und ging mit den Seinen nach England; bte Franzosen wählten Leute auv chrer Mitte und setzten sie zur Regierung ein. An alle öffentlichen Gebaube schrieben sie die Worte: „Freiheit, Gleichheit, Brüberltchkett! Das war thn Wahlspruch. Frankreich würde zur Republik erklärt und sollte von einem auf je vier Jahre vom Volk gewählten Präsidenten regiert werben. Die Wahl fiel auf Louis dcapoleon Bonaparte, Neffen Napoleons I. Dieser )Namt brachte es (1359) babm, daß er unter dem Namen Napoleon Iii. französischer £affer würde.
^ic deutsche Revolution. 1848. Auch in Deutschlaub kam es ans verschieben^ Stellen zum Aufruhr. Friedrich Wilhelm Iv. suchte bern Vorbringen aufrührerischer Grundsätze baburch zu wehren, daß er am 1/- Marz (1848) versprach, eine Verfassung, b. i. Reichsgruubaesetz zu geben das alle Klaffen int Volke berücksichtigen und die ausgesprochenen Wünsche erfüllen sollte, jubelnd zog ba~? Von in Berlin einher und brachte dem Könige ein Lebehoch über das andere. Vielen war dies nicht nach bein Sinne. Ts sollte der Aufruhr daher brauien. Am 18. Jjtarz abends sammelte sich das Volk vor bern Schlosse und jubelte dem Könige entgegen Da fielen plötzlich zwei Schüsse in bett Volkshanfen, und gleich horte matt tos Geschrei: „Zn den Waffen! Zu bett Waffen! Man morbet uns! - Die Aufwiegler sagten nachher, die aufgestellten Soldaten hätten aus bte Burger geschoben, obschon bies unwahr ist; man weiß bis jetzt noch nicht, woher bte Schusse tamen. Sie hatten aber eine entsetzliche Wirkung. Ueberall verrammelte man bte Straßen, griff zu den Waffen und verhöhnte biejcttigcit, bte zur Lrbtiitttg aufforberten. Die Regimenter rückten gegen die Aufrührer heran und schlugen sie tu der Nacht vom 18. auf den 19. März fast ganz zurück. Der König, bessen Herz bei dem Gedanken blutete, daß Bürgerblut vergossen würde, befahl den solbaten vom Kampfe abzulassen und aus Berlin sich zurückzuziehen. Statt durch diele Milbe zur Einkehr zu kommen, stieg der Ueberntuth der Aufrührer über alle Maßen. Sie meinten, sie hätten gesiegt, und alles müsse nach ihrem Willen gehen, ^m Mai würden ans ’bent ganzen Laube Deputirte nach der Hauptstabt gesenbet, um die Verfassung (Konstitution) zu entwerfen. Aber manche biefer Männer kannten weder Maß noch Ziel. Da sollte das Bestehenbe fast ganz über den Haufen geworfen werben, die königliche Macht ein Schatten sein. Männer, bte dem Könige Treue und Gehorsam geschworen hatten, vergaßen ihren Eib; Behörben, die mit kräftiger Hand Recht und Ordnung hanbhaben sollten, verloren bte Besinnung. Aufrührerische Massen führten das große Wort und geberbeten sich, als ob sie die Herren des Laubes wären.
Tie preußische üiattonal'-^crsairnnlunn, so hieß die Versammlung der Deputaten in Berlin, überstürzte sich ganz in ihren Befehlen. Alle Augenblicke mußte der König die Minister wechseln, weil balb diese, balb jene den Wiberstrebenben nicht gefielen. Die treuen Männer, welche in der Versammlung faßen, vermochten gegen die Wiberstrebenben nichts auszurichten. Enblich konnte der König nicht umhin, dem gesetzlosen Treiben ein Eube zu machen. Er ernannte Minister, welche Leib und Leben einsetzten, um Recht und Orbnung in das Laub, zurückzuführen. Der König hatte balb nach dem Aufruhre in Berlin mehrere Garbe-Regimenter und einige Heerhaufen aus Westfalen nach Schleswig-Holstein gesanbt, um bett bärtigen Lauben gegen die Dänen zu helfen. Die Preußen gingen unter Anführung des Generals von Wrangel auf die Feiube los. „Drauf" hieß es, uttb bte Dänen würden geschlagen. Jetzt rief der König bte Regimenter nach Berlin zurück, erklärte die Hauptstabt in Belagerungsznstanb und schaffte Ruhe. Daun löste er die National-Versammlnng auf, gab ein Staatsgrunbgesetz (Verfassung) und befahl, daß statt der bisherigen Natiotial-Versammluug zwei Kammern als Vertreter des ganzen Volks einberufen werden und diese die gegebene Verfassung prüfen und dann festsetzen sollten. Gegen Ende des Jahres waren die Deputirten mit biefer Arbeit fertig.
Die beiden Kammern. Jebes Jahr versammeln sich bte beiben Kammern von welchen bte erste „das Herrenhaus", die zweite „bashaus der Abgeorbneten" heißt, in Berlin. Das preußische Volk wählt für das Hans der Abgeorbneten alle brei Jahre Männer, „Deputirte" ober „Abgeorbnete" genannt, welchen man die Papiere über Einnahme nnb Ausgabe, über die Steuern im Laube, über neue Gesetze und Einrichtungen vorlegt. Jeber Abgeorbnete kann auch selbst Vorschläge zum Besten des Laubes machen und sie zur Berathung bringen. Die Kammern
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Philipp Ludwig Philipp Louis_dcapoleon_Bonaparte Napoleons_I. Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Deutschlaub Berlin Berlin Berlin Berlin Westfalen Schleswig-Holstein Berlin Berlin
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sucht werden; dieser wird den Nachweis des Grundstückswertes verlangen,
der oft schwer zu erbringen ist; sodann müssen die Höhe der Summe und
die Zeit stimmen; wenn A. zum 1. Juli 10 000 Mk. braucht und B. zum
1. August 12 000 Mk. auszuleihen hat, so werden sie schwer zusammen
kommen, von anderen Schwierigkeiten zu schweigen. Hier zu helfen, ist der
Zweck der unter dem Namen „Landschaft" bestehenden Kreditanstalten. Sie
gewähren dem Grundbesitzer unkündbare Darlehen, zwar nicht bar, sondern
in Wertpapieren, sog. Pfandbriefen, in Stücken zu 5000 Mk. und geringeren
Beträgen, die von den Kapitalisten, namentlich auch von Kirchen und anderen
Anstalten gern gekauft werden, denn sie gelten als unbedingt sicher, weil
die Landschaften bei der Beleihung der Grundstücke nach sorgfältig fest-
gestellten, staatlich genehmigten Grundsätzen verfahren, und die Zinsen sind
pünktlich gegen die den Pfandbriefen beigegebenen Zinsscheine bei jedem
Bankier zu erheben.
In Preußen verdanken die Landschaften ihren Ursprung Friedrich dem
Großen; ihm lag zunächst daran, der neu erworbenen Provinz Schlesien, die
durch die drei schlesischen Kriege am meisten gelitten hatte, aufzuhelfen; als
ein Mittel dazu sollte die Hebung des Realkredits der Rittergutsbesitzer
dienen. So wurde 1770 die Schlesische Landschaft gegründet; 1777 entstand
die Märkische und 1781 die Pommersche; die Gründung einer gleichen An-
stalt für Westpreußen glaubte der König aufschieben zu sollen, weil viele
Gutsbesitzer, die sich in Polen aufhielten, vom Kredit einen schlechten Ge-
brauch machen würden. Friedrich Wilhelm Ii. rief dann bald nach seinem
Regierungsantritt durch Erlaß vom 19. April 1787 die Westpreußische
Landschaft ins Leben Sie umfaßt die Ritter- oder adeligen Güter der da-
maligen Provinz Westprenßen, das ist die heutige Provinz Westpreußen mit
Ausschluß eines Teiles des Kreises Rosenberg, der zur Ostpreußischen Land-
schaft gehört, und den jetzt zur Provinz Posen gehörigen sog. Netzedistrikt
nebst einigen Gütern in Pommern. Der ganze Bezirk ist in vier „Departe-
ments" — Danzig, Marienwerder, Bromberg und Schneidemühl — geteilt,
die je mehrere (sich nicht mit den landrätlichen Kreisen deckende) Landschasts-
kreise enthalten. An der Spitze der Verwaltung steht die Generallandschafts-
direktivn in Marienwerder, die sich ans einem Direktor, zwei Räten und
einem Rechtsbeistand mit dem Titel Syndikus zusammensetzt. In jedem
Departement besteht eine Provinzialdirektion, der ein Direktor, ein Syndikus
und für jeden Landschaftskreis ein Landschaftsrat angehören; für jeden
Landschaftskreis werden außerdem noch einige Landschaftsdeputierte gewählt,
die den Landschaftsrat zu vertreten und neben ihm landschaftliche Geschäfte
zu verrichten haben. Die Provinzialdirektoren und Landschaftsräte werden
auf 6 Jahre, die Deputierten auf 3 Jahre auf Kreistagen von den zum
Landschaftskreise gehörigen Rittergutsbesitzern aus deren Mitte gewählt, die
Syndiker auf Lebenszeit von der betreffenden Direktion. Der Generaldirektor
und die Generalräte, die gleichfalls Rittergutsbesitzer sein müssen, werden auf
6 Jahre von dem Generallandtage gewählt, der aus den Mitgliedern dev
Generaldirektion, den vier Provinzialdirektoren und je einem Abgeordneten
der elf Landschaftskreise gebildet wird; bei der Wahl des Generaldirektors
wirken auch die Mitglieder des Engeren Ausschusses der „Neuen West-
preußischen Landschaft" mit, von der weiter unten die Rede sein wird. Der
Generallandtag tritt nicht regelmäßig, sondern nur nach Bedürfnis zusammen
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: August Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Rosenberg
506
Bemühens war erreicht, der erste Oberpräsident (Staatsminister Dr. Achenbach)
zog in Danzig ein, der erste Westpreußische Provinzial-Landtag konstituierte
die provinzielle Selbstverwaltung. Für den wichtigsten leitenden Posten bei
dieser, den des Vorsitzenden des Provinzial-Ausschusses, konnte kein anderer als
von Winter in Betracht kommen. Einstimmig erfolgte denn auch seine Wahl
in schriftlicher Abstimmung; und zwölf Jahre lang, bis Lz90, als die tötliche
Krankheit ihn zum Rücktritt von seinen Ämtern nötigte, hat an der Spitze
des Provinzial-Ausschusses sein schöpferischer Geist zum Segen der Provinz
und ihrer Hauptstadt gewaltet. Zu seinen ersten Werken gehört hierbei die
Errichtung des monumentalen Landeshauses, der Provinzial-Hebammen-Lehr-
anstalt in der Sandgrube, der Provinzial-Jrrenanstalt bei Neustadt, der
Blinden-Anstalt in Königstal bei Langfuhr und — zuletzt erwähnt, aber im
Vordergründe stehend — die Schaffung des Westpreußischen Provinzial-
Musenms, dessen naturhistorischen und prähistorischen Sammlungen durch
Ausbau des in der Vorzeit verfallenen Grünen Torgebäudes ein würdiges
Heim geschaffen wurde.
Einem Manne mit so weitem Blick, von so gediegener Bildung, von
so warmer Empfänglichkeit und solcher Liebe zu allem Hohen und Schönen,
wie Winter, mußte natürlich das Gedeihen von Wissenschaft und Kunst
besonders am Herzen liegen. Das zeigte denn auch sofort seine Fürsorge
in der Verwaltung der neuen Provinz: die Aufstellung eines eigenen Etats
für Kunst und Wissenschaft, die Gründung des Provinzial-Kunstgewerbe-
Museums, das Wirken für Neubelebung der Natnrforschenden Gesellschaft, für
Begründung eines Westpreußischen Geschichtsvereins, eines Westpreußischen
Botanisch-Zoologischen Vereins, die Subventionierung von anderen wissenschaft-
lichen und künstlerischen Vereinigungen und vielfache weitere Anregungen.
Und neben alledem fand der seltene Mann noch Zeit, seine parlamen-
tarischen Pflichten als Mitglied des Herrenhauses, dem er seit 1866 an-
gehörte, wie als Abgeordneter zum Deutschen Reichstage, in dem er von
1871—78 Vertreter der Kreise Stuhm und Marienwerder war, voll zu
erfüllen.
Welche Verehrung und Zuneigung er in allen Kreisen der Provinz und
seiner heimischen Bürgerschaft genoß, davon legte die Feier seines 25jährigen
Oberbürgermeister-Jubiläums am 6. Januar 1888, die fast endlose Reihe
der mit Adressen und Ehrenangebinden erschienenen Deputationen ein beredtes
Zeugnis ab. Vom Morgen bis in die ersten Nachmittagsstunden dauerte
der Empfang dieser Deputationen. Leider mußte man damals schon ahnen,
daß der Gefeierte nahe vor dem Ende seines fruchtgesegneten Wirkens stand;
auch er selber hatte diese Ahnung wohl bereits, da er in der Dankrede bei
dem Jubiläums-Festmahl der Bürgerschaft seine Grabinschrift bestellte; sie
sollte die schlichten Worte enthalten: „Er hat die Stadt geliebt." Noch im
selben Jahre machte die schleichende Krankheit weitere und im folgenden so
starke Fortschritte, daß eine längere Seereise und ein Winteraufenthalt in
der Heißluft des Pharaonenlandes erfolglos blieben. Ende Juni 1890
verließ er, geschmückt mit der Bürgerkrone als Ehrenbürger Danzigs, für
immer das Danziger Rathaus und nach dreijährigem, schwerem Siechtum,
inzwischen fast ganz erblindet, entschlief er in der letzten Stunde des 9. Juli
1893 auf seiner vom Elternhause ererbten Besitzung Gelens im Kreise Culm.
Dort ruht er unter dem Grabstein, der nur die gewünschte Inschrift enthält:
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Eine Weile flackerte der Widerstand der Preußen fort. Zwei preußische
Woywoden baten den König, ihnen zu gestatten, daß sie ihre Ämter nieder-
legten und den Senat verließen; doch mußten sie einem strengen Befehl des
Königs gehorchen und bleiben. Größeren Widerstand leisteten die Boten des
Adels und der kleinen Städte. Trotz aller Aufforderungen ließen sie sich
nicht in der Landbotenstube blicken. Da wurde am 5. April ein König-
liches Mandat öffentlich angeschlagen, in dem den Preußen bei strenger
Strafe geboten wurde, ihre Plätze im Senat und in der Landbotenstube bis
spätestens zum 13. April einzunehmen. Darauf hin gingen sämtliche Kastellane
und Woywoden täglich in den Senat und ließen sich sogar herbei, in pol-
nischen und litauischen Dingen mitzustimmen. Die großen Städte erließen
eine neue Protestation. Die Landboten und Bevollmächtigte der kleinen
Städte gingen in den Senat, brachten ihren Protest an, ohne sich zu setzen,
und — zogen nach einigen Tagen von Lublin ab. Doch so mannhaft sie
handelten, was half das, wenn ein großer Teil zurückblieb: unter dem
Dokument, das die Bereinigung Litauens mit Polen vollzog (1. Juli), findet
man auch schon die Namen von Preußen.
Mit dem Lubliner Dekret war Preußen eine Provinz Polens, seine
Freiheit verloren, wider Recht und Gesetz.
Nun konnte man sich daran machen, das Werk der Rache an der größten
Gegnerin, der verhaßten Stadt Danzig, zu vollziehen.
Die Bürgermeister Kleefeld, Ferber, Proite und der Ratsherr Giese
wurden vor den nächsten Reichstag gefordert, um sich wegen Majestäts-
verbrechens, Rebellion, Untreue und Verletzung des Völkerrechts zu ver-
antworten. Trotz der scharfen Anklage verlief die Sache glimpflich, waren
die Polen doch nur daraus bedacht, die führenden Männer aus der Stadt
zu entfernen, damit die Kommissarien, die wieder abgesendet werden sollten,
leichter Spiel hätten. Die Angeklagten erhielten zunächst leichten Haus-
arrest und mußten, als das Urteil gesprochen war, an angewiesenen polnischen
Orten bleiben, bis die Kommissarien in Danzig ihre Geschäfte beendigt
haben würden. Diesmal kamen sie in großer Pracht mit 300 Pferden
und einem Troß von 29 Wagen und wurden vom alten Bürgermeister
Brandes empfangen. Sie zogen den Rat zur Rechenschaft, hielten Gerichts-
sitzungen ab, zu denen selten ein Kläger erschien, und verlasen neue Dekrete,
die die Regierung der Stadt umgestalteten. Bald ließen sie aber durch-
blicken, daß die Versöhnung mit dem Könige erkauft werden könne. So
lief endlich alles auf ein Handelsgeschäft hinaus. Der König sollte von
einem Zoll, dem sogenannten Pfahlgeld, die Hälfte erhalten und außerdem
100 000 Gulden, wogegen er die Beschwerden der Stadt abstellen wollte.
Um das Handelsgeschäft zum Ende zu bringen und die Gefangenen
baldigst zu befreien, wurde 1570 zum Reichstag in Warschau der Ratsherr
Zimmermann mit acht anderen Deputierten geschickt. Man gab ihnen eine
bestimmt gefaßte Instruktion, in der ihnen die Durchsetzung der Forderungen
der Stadt zur Pflicht gemacht und auferlegt wurde, nichts, was über
die Instruktion hinausginge, zu tun oder anzunehmen, ohne sich der
Zustimmung von Rat und Ordnungen zu versichern.
In Warschau sagte man ihnen rund und klar, die Wiedererlangung der
königlichen Gnade sei abhängig von einer vorhergehenden Abbitte der
Gesandten, und obwohl ihnen selbst Zusicherungen nicht gegeben wurden,
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Die Republik Rom.
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Kloaken; dies sind unterirdische, unter Rom hinlaufende Kanäle, welche allen Unflat aus der Stadt in die Tiber führen.
5. Servius Tullius, der sechste König, theilte alle Bürger Roms je nach ihrem Vermögen in 5 Klassen ein, welche für die Steuern und für die Stellung der Römer im Heer maßgebend waren. Er wurde von seinem Schwiegersohn, Tarquinins Superbus (der Uebermüthige), welcher seine Tochter Tnllia zur Frau hatte, ermordet. Als die letztere von dem Tode ihres Vaters hörte» war sie voll Freude, ließ anspannen und fuhr nach dem Rathhaus, um ihrem Gemahl zur Königswürde Glück zu wünschen. Auf dem Heimweg kam sie durch eine enge Gasse, in welcher der Leichnam des Vaters lag. Die unnatürliche Tochter gebot dem Wagenlenker, über die Leiche hinweg zu fahren, und so kam sie, mit dem Blute ihres Vaters bespritzt, in ihre Wohnung zurück.
6. Tarquinins Superbus drückte das Volk unmäßig mit Steuern und ließ aus bloßem Mißtrauen viele Römer hinrichten. Als der König einst gegen eine benachbarte Stadt Krieg führte, mißhandelte und beschimpfte sein Sohn eine edle Römerin, Namens Lucretia. Voll Verzweiflung theilte diese ihrem Manne und ihrem Vater die ihr widerfahrene Schande mit. Darauf stieß sich Lucretia einen Dolch ins Herz. Die Männer standen anfangs erstaunt da; dann aber schwuren sie, nicht eher zu ruhen, bis das verruchte Königshaus gestürzt sei. Jetzt trat ein Mann Namens Brutus als Rächer auf, der sich bis dahin blödsinnig gestellt hatte, um nicht dem Könige zum Opfer zu fallen. Er rief das Volk zusammen und erzählte die Frevelthat und ihre Folgen. Außerdem schilderte er alle übrigen Missethaten des Königshauses und forderte das Volk auf, das Königthum abzuschaffen und die Königsfamilie zu verbannen. Es kam nun auch wirklich zur Empörung, und Tarquinins, der letzte König, verlor feinen Thron. Rom-aber wurde jetzt ein Freistaat oder eine Republick. Theilweise nach Redenbacher.
33. Die lupnhik Mom.
Junius Brutus. 509. Die Republik oder der Freistaat Rom wählte von jetzt ab aus der Mitte der Patrizier jährlich zwei Männer, welche an der Spitze des Senates das Volk regierten. Man nannte sie Consuln. Die beiden ersten waren Brutus und Col-latinus, der Gemahl der Lucretia. Da aber der vertriebene König Tarquinius noch Anhänger in Rom hatte, so wurde eine Verschwörung angezettelt, um das Königthum wieder herzustellen. Der Anschlag wurde entdeckt, und es ergab sich, daß sich auch die Söhne des Brutus unter den Verbrechern befanden. Die Angeklagten wurden vor die Confuln geführt. Brutus Söhne weinten und konnten sich nicht rechtfertigen. Dadurch wurde die ganze Versammlung zum Mitleid bewegt. Aber der strenge Later sprach das Todesurtheil über ste aus. Vor seinen Augen ließ er sie mit Ruthen peitschen und enthaupten.
Brutus selbst fiel bald darauf in einem Treffen gegen Jumus Brutus. Tarquinius und wurde vom ganzen Volke betrauert.
Horatius Cocles. Der verbannte König Tarquinius bewegte den König Porfenna, welcher nördlich von Rom herrschte, gegen Rom vorzugehen. Schon waren die Feinde bis an die hölzerne Tiberbrücke gekommen; den Römern aber war alles daran gelegen, Zeit zu gewinnen, sie abzubrechen. Da stellte sich ein tapferer Mann, Horatius genannt, an das äußerste Ende der Brücke und vertheidigte sie muthig gegen den andringenden Feind. Die Brücke wurde indeß abgebrochen, bis auf einen einzigen Balken. Er aber blieb trotzig stehen, und vertheidigte sich hartnäckig gegen die Feinde, bis vollends das letzte Gebälk hinter chm in den Fluß stürzte. Nun sprang er in den Strom mit den Worten: „Heiliger Fluß-
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Friedrich Wilhelm Iv.___________________________________________167
m den Aufrührern, und der König wußte mcht, was er anfangen sollte. Er dankte ab und wollte die Regierung einem seiner Enkel überlallen. Damit war aber den Aufrührern nicht gedient. Ludwig Philipp mußte aus dem Lande fliehen und ging mit den Seinen nach England; die Franzosen wählten Leute aus ihrer Mitte und setzten sie zur Regierung ein. An alle öffentlichen Gebäude schrieben sie die Worte: „Freiheit. Gleichheit, Brüderlichkeit!" Das war ihr Wahlspruch. Frankreich wurde zur Republik erklärt und sollte von einem auf je vier Jahre vom Volk gewählten Präsidenten regiert werden. Die Wahl siel aus Louis Napoleon Bonaparte. Neffen Napoleons I. Dieser Mann brachte es (1852) dahin, daß er unter dem Namen Napoleon Iii. französischer Kaiser wurde.
Die deutsche Revolution. 1848. Auch in Deutschland kam es auf verschiedenen Stellen zum Aufruhr. Friedrich Wilhelm Iv. suchte dem Vordringen aufrührerischer Grundsätze dadurch zu wehren, daß er am 17. Marz (1848) versprach, eine Verfassung, d.i. Reichsgrundgesetz zu geben, das alle Klassen im Volke berücksichtigen und die ausgesprochenen Wünsche erfüllen sollte, jubelnd zog das Volk in Berlin einher und brachte dem Könige ein Lebehoch über das andere. Vielen war dies nicht nach dem Sinne. Es sollte der Aufruhr daher brausen. Am 18. März abends sammelte sich das Volk vor dem Schlosse und jubelte dem Könige entgegen. Da fielen plötzlich zwei Schüsse in den Volkshaufen, und gleich hörte man das Geschrei: „Zu den Waffen! Zu den Waffen! Man mordet uns. — Die Aufwiegler sagten nachher, die aufgestellten Soldaten hätten auf btc Burger geschossen, obschon dies unwahr ist; man weiß bis jetzt noch mcht, woher die Schüsse kamen. Sie hatten aber eine entsetzliche Wirkung. Ueberall verrammelte man die Straßen, griff zu den Waffen und verhöhnte diejenigen, die zur Ordnung aufforderten. Die Regimenter rückten gegen die Aufrührer heran und schlugen sie in der Nacht vom 18. auf den 19. März fast ganz zurück. Der Körug, Dessen
Herz bei dem Gedanken blutete, daß Bürgerblut vergossen würde, befahl den
Soldaten, vom Kampfe abzulassen und aus Berlin sich zurückzuziehen. Statt durch diese Milde zur Einkehr zu kommen, stieg der Uebermnth der Aufrührer über alle Maßen. Sie meinten, sie hätten gesiegt, und alles müsse nach ihrem Willen gehen. Im Mai wurden aus dem ganzen Lande Deputirte nach der Hauptstabt gesendet, um die Verfassung (Constitution) zu entwerfen. Aber manche dieser Männer kannten weber Maß noch Ziel Da sollte das _ Bestehenbe fast ganz über den
Hansen geworfen werben, die königliche Macht ein Schatten sein. Männer, die
dem Könige Treue und Gehorsam geschworen hatten, vergaßen ihren Eib: Behörden, die mit kräftiger Haub Recht und Drbnung haubhabeu sollten, verloren bte Besinnung. Aufrührerische Massen führten das große Wort und geberbeten sich, als ob sie die Herren des Landes wären.
Die preußische National - Versammlung, so hieß bte Versammlung per Deputaten in Berlin, überstürzte sich ganz in ihren Befehlen. Alle Augenblicke mußte der König die Minister wechseln, weil batb diese, bald jene den Wtber-ftrebenben nicht gefielen. Die treuen Männer, welche in der Versammlung saßen, vermochten gegen die Wiberftrebenben nichts auszurichten. Enblich konnte der König nicht umhin, dem gesetzlosen Treiben ein Ende zu machen. (Sr ernannte Minister, welche Leib und Leben einsetzten, um Recht und Drbnung in das Land zurückzuführen. Der König hatte batb nach dem Aufruhre in Berlin mehrere Garbe-Regimenter und einige Heerhaufen ans Westfalen nach Schleswig-Holstein gesanbt, um den dortigen Landen gegen die Dänen zu helfen. Die Preußen gingen unter Anführung des Generals von Wrangel auf die Feinde los. „Drauf hieß es, und die Dänen wurden geschlagen. Jetzt rief der König die Regimenter nach Berlin zurück, erklärte die Hauptstabt in Belagerungszustand und schaffte Ruhe. Dann löste er die National - Versammlung auf, gab ein Staatsgrunbgesetz (Verfassung) und befahl, daß statt der bisherigen Nationalversammlung zwei Kammern als Vertreter des ganzen Volks einberufen werden und diese die gegebene Verfassung prüfen und dann festsetzten sollten. Gegen Ende des Jahres waren die Deputaten mit dieser Arbeit fertig. .
Die beiden Kammern. Jebes Jahr versammeln sich die beiden Kammern, von welchen die erste „das Herrenhaus", die zweite „das Haus der Abae-orbneten" heißt, in Berlin. Das preußische Volk wählt für das Haus der Abgeordneten alle drei Jahre Männer, „Deputirte" ober „Abgeordnete" genannt.
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